Garten

Mein erstes Hochbeet-Jahr – ein Rückblick

Foto von blühender Gurkenpflanze im Hochbeet

Ich dachte, es wäre eine originelle und einigermaßen individuelle Idee. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich das Gleiche mache wie sehr viele andere um mich herum auch: in diesem komischen Corona-Frühling unter die Hochbeet- und Gemüsegärtner gehen. Es war ja auch der ideale Moment dafür: Man war permanent zuhause bzw. im Garten. Einkaufen machte irgendwie keinen Spaß mehr, wodurch das Thema „Selbstversorgung“einen reizvollen Klang bekam. Und für den Sommer stand keine lange Reise in Aussicht (ganz im Gegenteil) – sodass man sich ja auch durchgehend um die neuen Pflänzchen kümmern könnte.

Zufällig lagen bei einer Freundin drei Paletten herum (sie hatte sich statt auf die Gartengestaltung auf die Innenausstattung gestürzt und ihren neuen Esstisch geliefert bekommen). Aus diesen Paletten wurde in einer schönen generationenübergreifenden Aktion von Opi, Mann und Sohn ein Hochbeet zusammengeschraubt und mit Folie ausgekleidet. (Ja, ich weiß, es ist wirklich sehr klischeehaft und unemanzipiert, dass hier nur Männer am Werk waren.) Dieses Gestell befüllten wir unten mit allem, was Keller, Garten und Nachbargarten an Brettern, Ästen und Laub hergaben. Obendrauf kam beste Bio-Gemüseerde gemischt mit Kompost. Nun konnte geplant, gesät und nach und nach ausgepflanzt werden. Diverse Töpfe, Holzkisten, Pflanzsäcke kamen noch dazu – bis unsere Terrasse randvoll war mit mehr oder weniger eifrig sprießenden Pflanzen.

Bei Telefonaten mit Freundinnen gab es plötzlich ein neues brisantes Gesprächsthema: Wie geht es deinen Gurken? Schwächeln die auch so? Waaaas, du hast schon die erste geerntet? (Neid!)
Und bei – irgendwann endlich wieder stattfindenden Besuchen – war der gemeinsame Gang durch den Garten wichtiger und erkenntnisreicher Bestandteil.

Meine Learnings aus dem ersten Hochbeet-Jahr

Gegen Ende der Hochbeet-Hauptsaison bin ich um einige Erkenntnisse – und auch um viele Fragen – reicher:

1. Schnecken sind fiese Monster

Wenn die liebevoll aus einem Samen gezogene, gepflegte, umsorgte und frisch ins Beet gesetzte kleine Pflanze am nächsten Morgen einfach WEG ist und nur noch ein kahler Stiel und eine verräterische Schleimspur zu sehen sind – dann ist das schon ein harter Schlag.

Ein wirksames „natürliches“ Mittel gegen Schnecken habe ich bisher nicht gefunden. Verstreute Minzblätter wurden ignoriert, Schneckenzaun überwunden. Das einzige, was den Schneckenbefall etwas gemildert hat, war schwer zugängliches Terrain – mit vielen Steinplatten dazwischen, auf dem Gitter des Kellerschachts oder in hängenden Kästen weit vom Boden entfernt. Also nächstes Jahr lieber ein hängendes Hochbeet?

2. Gurken sind echte Sensibelchen – sorgen aber auch für Überraschungen

Was für ein Trauerspiel waren die ersten Wochen der Gurkenpflänzchen. Auf der Fensterbank vorgezogen und dann ins Beet gesetzt folgten: Sonnenbrand, traurig gelbe Blätter, aufgeplatzter Stiel, mickriges Wachstum. Im Pflanzenmarkt und im Gartenvideo schossen die „Kollegen“ bereits üppig in die Höhe, mit prächtigen Blättern und ersten Blüten. Rankhilfen sollten gebaut werden, wegen des starken Wachstums! Bitte was?! Bei mir schien nichts zu klappen. Einziger Trost: auch von meinen Gärtner-Freundinnen hörte ich ähnlich deprimierende Erlebnisse, einige (die Erfahrenen, nicht die Neueinsteiger) pflanzen gar keine Gurken mehr: „Viel zu heikel!“

Irgendwann entdeckte ich dann erstaunt zwei relativ große Gurken im Hochbeet – die Gurkenpflanze hatte sich zwischen den anderen Gemüsesorten hindurch ausgebreitet und einige Blüten und Minigurken gebildet. Nach einer Woche Urlaub mit einigen Regentagen dann jedoch das nächste Tief: lauter dunkel-fleckige Blätter – Mehltau? Ein Wechselbad der Gefühle mit einem kurz Zwischen-Hoch – und einer Ernte von ca. fünf durchaus stattlichen und wohlschmeckenden Gurken. Immerhin! Und nächstes Jahr? Mal sehen …

3. Gute Planung ist alles

Ich hatte einige Überlegungen und Recherche in die Planung der Hochbeet-Bepflanzung gesteckt. Gute Nachbarn zusammengeführt, an Lichtbedarf gedacht – so glaubte ich zumindest. Und dann stand doch plötzlich die Paprika neben der ungeliebten Gurke. Und erstaunlicherweise wurden die Brokkolipflanzen viel höher, als ich das erwartet hatte. Und stahlen den nördlich davon platzierten Pflanzen das Licht. Nächstes Jahr wird noch genauer geplant! Bleibt ja den ganzen Winter dafür Zeit.

4. Der Sommer ist zu kurz

Zumindest für Wassermelone (Anfang September erst tennisballgroß) und Aubergine (gerade erst mit der Blüte fertig). Die grünen Paprika werden vermutlich auch keine roten mehr. Und schaffen es die vielen grünen Tomaten noch? Spontaner Lösungsvorschlag: In den Süden auswandern ; )

5. Tomaten sind die ungeschlagenen Favoriten

An unserer wind- und regengeschützten Hauswand wachsen Tomatenpflanzen jedes Jahr wieder prächtig und bilden eine stattliche Menge Früchte. Noch mehr, seit ich sie regelmäßig dünge – was ich früher für unnötige „Manipulation“ hielt.

Nächstes Jahr versuche ich es mal wieder mit dem Selbstziehen der Pflanzen aus Samen. Und zwar von besonderen Sorten – gelben, schwarzen, kleinen und großen. Samen dafür habe ich bereits bei meiner erfahrenen Gärtner-Freundin aus ihren Tomaten gesammelt, getrocknet und beschriftet. Ich freue mich schon auf die nächste Tomatensaison! Ob wir vielleicht noch ein Gewächshaus brauchen?

6. Gärtnern ist ein Auf und Ab der Gefühle

Den einen Tag fühlt man sich fast „wie Gott“, weil alles üppig sprießt und wächst. Und dann kann eine einzige Schneckennacht oder ein Hagelschauer – wie bei uns diesen Sommer – alles in ein jämmerliches Trauerspiel verwandeln. Und Stolz und Zuversicht der Gärtnerin in ein Gefühl der Machtlosigkeit und Resignation. Meine Gärtner-Freundin meinte dazu: „Gärtnern lehrt einen Demut.“ Na dann! Starten wir demütig ins nächste Gartenjahr.

7. Es gibt unendlich viel zu lernen

Welche Pflanze hat welche Eigenheiten und Bedürfnisse, welche Erde, wieviel Wasser, Sonne, Dünger braucht sie? Wann pflanze ich was und wohin? Wie nutze ich die Fläche sinnvoll? Täglich tauchen neue Fragen auf. Und oft merkt man erst rückwirkend, was man anders hätte machen müssen. Aber es ist ein spannendes Feld (oder eher Beet). Ich freue mich auf viele neue Erkenntnisse im nächsten Gartenjahr. Und im übernächsten. Und …

Ein paar konkrete Vorsätze fürs nächste Gartenjahr habe ich schon:

Diesen Winter mache ich einen Pflanzplan – ganz in Ruhe. Bei dem ich neben guten Nachbarschaften auch die Wuchshöhe der Pflanzen beachte. Und da es ins zweite Hochbeet-Jahr geht, muss auch noch die Pflanzenfolge beachtet werden – was nacheinander in dieselbe Erde gepflanzt werden darf und sollte. Ein Glück, dass der deutsche Winter so lang ist …

Im Frühjahr bepflanze ich die Frühbeete gleich großflächig mit Spinat. Dann gibt es schon früh etwas zu ernten und die Geduld wird nicht zu sehr strapaziert. Für den Boden soll es auch noch gut sein, wenn ich mich richtig erinnere.

Und zwischen die langsam wachsenden Salatpflänzchen werden Radieschen gesät, um die anfangs großen Zwischenräume zu nutzen. Zwischennutzung auch im Hochbeet – das klingt doch gut! 

Außerdem möchte ich bei zukünftigen Pflanzungen mehr auf die richtige Erde achten. Tut es die „normale“ Gemüseerde – oder sollten vielleicht noch Sand, Kompost, Kalk oder Hornspäne untergemischt werden?

So ein Beet scheint ein logistisches Meisterwerk zu sein. Mal sehen, wie es nächstes Jahr so läuft. Sicher ist: Es gibt viel zu lernen. Ich bin gespannt.